„Ich habe keine Kinder, ich habe fast nichts zu verlieren. Ich habe nur meine Mutter“, sagte sie mit fester Stimme, als sie inmitten des II. Weltkrieges nach einer neuerlichen Verhaftung von der Gestapo vernommen wurde - wieder einmal. Das NS-Regime beobachtete sie sehr aufmerksam und zudem bereits seit langer Zeit. Der erste unter verschiedenen Gründen dafür datierte noch aus dem Jahr 1934: Die Frau hatte sich damals geweigert, in den Dienst des im Vorjahr neu geschaffenen „Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda“ (RMVP) unter Dr. Joseph Goebbels zu treten, der es als Minister leitete und die staatliche Propaganda des nationalsozialistischen Deutschen Reiches verantwortete. Der Hass der erstarkenden NSDAP hatte die damals noch junge Nazigegnerin zuvor bereits in den 20er Jahren getroffen. Die ganz gezielte Jagd auf sie hatte aber erst begonnen, als die Gestapo den (zutreffenden) Verdacht hegte, dass sich die alleinstehende Frau im hauptstädtischen Untergrund an Fluchthilfeaktionen für verfolgte Mitmenschen beteiligte bzw. diese sogar maßgeblich mitorganisierte - und dies direkt im Stadtzentrum von Berlin.
Sie beugte sich nicht. Sie beugte sich nie, so oft sie auch verhaftet wurde - bis zum Ende des NS-Regimes, das sie schließlich um lange, lange Jahre überleben sollte. Was aber wissen wir über jene Frau, die Else Blochwitz hieß und deren Geschichte dieser kurze Essay gewidmet ist?
Wurzeln in Sachsen, Neuanfang in Preußen, entschlossene Nazigegnerin: Else Blochwitz seit jungen Jahren
Else Blochwitz wurde im Jahr 1899 in Dresden als Tochter einer Kaufmannsfamilie geboren und verbrachte in der sächsischen Metropole auch ihre gesamte Jugend. Der Lebensweg wurde durch den frühen Tod ihres Vaters bereits in jungen Jahren sehr steinig. Sie zog in den 20er Jahren nach Berlin - und mit Blick auf ihr gesamtes Leben ist vor allem festzuhalten, dass sie bereits zum damaligen Zeitpunkt zu einer strikten Gegnerin der immer weiter erstarkenden Nazis wurde.
Sie setzte sich kritisch mit dem aufstrebenden, immer radikaler werdenden Nationalsozialismus auseinander und besuchte genau aus diesem Grunde in der damaligen Reichshauptstadt sehr viele Veranstaltungen der NSDAP, auf denen sie sich oft auch zu Wort meldete. Else Blochwitz bewies dabei immer wieder großen Mut: Sie sprach sich auf jenen Veranstaltungen der noch jungen NSDAP in aller Ruhe (und wieder und wieder) gegen das nationalsozialistische Weltbild aus und argumentierte vor dem versammelten Publikum der Partei gegen die dort lautstark propagierte, rassistische Hetze an. Die Nazis reagierten mit blankem Hass, zeigten sich wider Willen aber auch tief beeindruckt von jener ruhigen und entschiedenen Gegnerin ihrer aufstrebenden Bewegung, die sich mit großer Entschlossenheit auf ihren eigenen Parteiabenden gegen sie stellte. Der seit den 20er Jahren sich verfestigende Eindruck blieb bestehen und sollte schließlich zum Vorteil der NSDAP ausgenutzt werden, als diese im Jahr 1933 an die Macht gekommen war. Else Blochwitz wurde im Jahr 1934 von einem Vertreter des nationalsozialistischen „Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda“ wegen ihrer zuvor so oft bewiesenen Redebegabung zur Mitarbeit aufgefordert - zu einem Zeitpunkt, als sich das NS-Regime bereits im Deutschen Reich etabliert hatte. Sie weigerte sich und stand fortan deshalb unterer besonderer Beobachtung, auch und vor allem durch die Gestapo.
Else Blochwitz widersetzte sich dem Naziterror nun schon seit vielen Jahren. Sie ging ihren lange zuvor eingeschlagenen Weg weiter, auch und gerade nach den rassistischen „Nürnberger Gesetzen“ der NSDAP aus dem Jahr 1935, die damals am 15. September durch den so genannten „Reichsparteitag der Freiheit“ ausgearbeitet worden waren. Sie beschloss, rassistisch und politisch verfolgte Mitmenschen zu unterstützen, insbesondere bei deren Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschen Reich - und dies tat sie von nun an Jahr für Jahr.
Die Entschlossenheit zweier Frauen und ihres Netzwerks
Die Schilderung ihres Widerstandes erfordert zudem einen Seitenblick auf ihr berufliches Dasein: Die Helferin in der Not verdiente ihren Lebensunterhalt als Repassiererin, indem sie schadhafte Seidenstrümpfe ausbesserte - zu Hause und auf eigene Rechnung. Sie lebte am Kurfürstendamm 177 im Stadtteil Charlottenburg, unweit also des zentral gelegenen Bahnhofs „Zoologischer Garten“. Die Wohnung in dem mehrgeschossigen, großen Haus teilte sie mit Margarete Dietrich (Lebensdaten unbekannt), einer guten Freundin. Die Frauen kämpften Seite an Seite - und dies in den folgenden Jahren auf jeweils ganz verschiedene Weise.
Sie versteckten in ihrer Wohnung verfolgte Mitmenschen, unter ihnen insbesondere Jüdinnen und Juden. Sie taten dies teils für eine Nacht, oft aber auch für mehrere Tage, Wochen, Monate. Sie organisierten „unter der Hand“ bzw. im hauptstädtischen Untergrund zudem Lebensmittel, Lebensmittelmarken und neue Kleidung für die zu ihnen geflohenen Menschen, die in immer größerer Zahl den Weg in das Haus am Kurfürstendamm 177 suchten. Nachbarinnen und Nachbarn mochten aufmerksam sein, doch dass zahlreiche Menschen in dem Mietshaus bzw. in der Wohnung von Else Blochwitz und von Margarete Dietrich ein- und ausgingen, konnte kaum auffallen: Die Repassiererin hatte immer viel Kundschaft, welche die Handwerkerin mit auszubessernden Laufmaschen Tag für Tag am Kurfürstendamm aufsuchte. Umsicht, Ruhe und sogar ein sehr freundlicher Willkommensgruß für die untergetauchten Mitmenschen standen am Beginn eines jeden versteckten Aufenthaltes bei Frau Blochwitz und bei Frau Dietrich: Zuallererst wurde ein guter Kaffee gekocht, wenn ein geflohener Mitmensch den Weg in das große Haus am Kurfürstendamm gefunden hatte.
Else Blochwitz, an deren Wohnungstür sehr, sehr oft geklopft und der schließlich dafür ersonnene Deckname „Black“ genannt wurde, war alsbald zum Kopf eines lose verbundenen Netzwerks mehrerer hilfreicher Mitmenschen gegen den Naziterror geworden. Die von ihr koordinierte Hilfe kam bis zum Ende des NS-Regimes mehr als 70 Verfolgten zugute, wobei ihr die Gestapo immer auf der Spur war und sie, wie bereits geschildert, mehrfach verhaftete. „Black“ jedoch zeigte keine Angst - genau genommen zeigte sie diese ja bereits seit den schon fernen 20er Jahren nicht.
Hilfe erhielt sie auch auf unvermutete Weise - und zwar aus dem nächstgelegenen hauptstädtischen Polizeirevier. Else Blochwitz berichtete in viel späterer Zeit, dass sie wiederholt über unmittelbar bevorstehende Hausdurchsuchungen der Geheimen Staatspolizei informiert wurde, die deshalb in ihrer Wohnung immer wieder ins Leere lief - und dies im wahrsten Wortsinne. Die Warnungen an „Black“ erfolgten jeweils telefonisch und anonym, aber wer ihr Informant aus den Reihen der Polizei war, erfuhr sie nie, auch nicht nach dem Ende des NS-Regimes bzw. des II. Weltkrieges.
„Black“ beschränkte sich in ihrem Kampf nicht auf ihre immer wieder neu geleistete, aufopferungsvolle Hilfe, die eine organisatorische Glanzleistung in besonders schwerer Zeit war - Jahr für Jahr. Else Blochwitz schrieb und verbreitete zudem mehrere illegale Flugschriften, in denen sie über die Verbrechen des NS-Regimes informierte.
Briefe und Bilder aus dem Ghetto Minsk
Wir werden uns Else Blochwitz - sofern sie eine ruhige Minute fand - an vielen Tagen zudem lesend vorzustellen haben, aufmerksam über zahlreiche Briefe und bunte Bilder gebeugt, die im Laufe der Jahre bei ihr eingingen. Kinder malten für sie oder schrieben ihr Dankesworte - inmitten des unvorstellbaren Grauens im Ghetto des deutsch besetzten Minsk. Die Stadt war im Juni 1941 von der „Wehrmacht“ eingenommen worden und etwa 60.000 Jüdinnen und Juden aus ganz Minsk wurden bereits in den folgenden Wochen in einem nordöstlichen Stadtteil der weithin zerstörten Großstadt konzentriert - unter schlimmsten Bedingungen. Sie waren hier den grausamen Verbrechen der deutschen Besatzungsmacht ausgeliefert, die immer wieder mordete, bis Minsk im Juli 1944 von der Roten Armee auf deren Vormarsch nach Westen und gegen das nationalsozialistische Deutsche Reich befreit wurde.
„Black“ verschickte, so oft es ging, Lebensmittelpakete und auch Spielzeug an jüdische Kinder, die im Ghetto Minsk gefangen waren - und diese dankten es ihr, indem sie zum Stift griffen, sofern sie dazu die Gelegenheit hatten. Else Blochwitz berichtete in späterer Zeit, dass die jüdischen Kinder, von denen sie Nachrichten aus dem Ghetto Minsk erhielt, alle dem nationalsozialistischen Massenmord zum Opfer fielen - ohne eine einzige Ausnahme.
Die Verbundenheit, die Else Blochwitz in das Ghetto hatte, war auf eine jüdische Freundin zurückzuführen: Herta Arndt (Geburtsjahr unbekannt), die einst bei ihr gewohnt hatte, war unter dem NS-Regime nach Minsk deportiert worden und wurde schließlich im Herbst 1943 nahe dem besetzten Lublin (in Polen) ermordet.
Die Verbundenheit der Jüdin zu Else Blochwitz und zu Margarete Dietrich war fest geblieben: Herta Arndt hatte als Untermieterin in der Wohnung der beiden Frauen am Kurfürstendamm 177 gelebt und war unter dem Naziterror im Jahr 1940 zur Zwangsarbeit in den Siemenswerken im Stadtteil Spandau am westlichen Stadtrand von Berlin verpflichtet worden. Else Blochwitz und Margarete Dietrich waren von der Gestapo im folgenden Jahr schließlich aufgefordert worden, die mit ihnen befreundete Herta Arndt aus der gemeinsamen Wohnung zu verstoßen - und die Frauen hatten sich geweigert, dieser Zwangsmaßnahme nachzukommen. Frau Arndt hatte bei ihnen gelebt, bis sie im November 1941 gemeinsam mit Rosalie Arndt (Geburtsjahr unbekannt), ihrer Mutter, nach Minsk deportiert worden war. Die Deportation erfolgte aus der Wohnung von Frau Blochwitz und von Frau Dietrich - und die Verschleppung der guten Freundin bezeichnete „Black“ in viel späterer Zeit als „das Schlimmste, was mir passieren konnte.“
Der zuvor geleistete Beistand war aufopferungsvoll gewesen: Else Blochwitz und Margarete Dietrich waren wegen ihrer bedingungslosen Hilfe gegenüber der jüdischen Freundin unter dem Naziterror dazu gezwungen worden, ihre Wohnung gut sichtar mit dem so genannten „Judenstern“ zu kennzeichnen - und ihnen waren zudem nur noch die sehr, sehr knapp bemessenen Lebensmittelrationen zugeteilt worden, die Jüdinnen und Juden erhielten.
Nachricht von Herta Arndt hatten die beiden Frauen schließlich durch einen deutschen Soldaten erhalten, der für seinen Heimaturlaub in die damalige Reichshauptstadt zurückgekehrt war. Frau Blochwitz und Frau Dietrich konnten die beiden Arndt-Frauen danach für lange Zeit im Ghetto Minsk mit dorthin geschmuggelten Lebensmitteln sowie Kleidung und Geld unterstützen. (Hilfspakete organisierten sie daneben auch für Mitmenschen im Ghetto Theresienstadt und im KZ Auschwitz, wie viele Jahre danach belegt werden konnte.) Die Spur verlor sich schließlich im Jahr 1943, nachdem die Mutter von Herta Arndt bereits im Sommer 1942 erschossen worden war - und Herta Arndt selbst wurde nach neuerlicher Deportation im besetzten Polen durch Vergasung ermordet.
Luftschutzwartin - Lebensretterin
„Black“ wurde indes im fernen Berlin im Laufe der Zeit immer findiger - und dies nach wie vor unter immer aufmerksamerer Beobachtung durch die Gestapo. Else Blochwitz ließ sich zur Luftschutzwartin ausbilden, auch um die von ihr versteckten Jüdinnen und Juden bei alliierten Luftangriffen auf Berlin in die Keller am Kurfürstendamm 177 mitnehmen zu können. Sie fand für ihre Schützlinge durch ihren neuen Posten zudem mehrere Kellerverstecke in benachbarten Häusern und kämpfte im Untergrund weiter, immer weiter um viele Menschenleben.
Sie erlebte schließlich eine Begegnung, die ihr Leben auch in der Zeit nach dem Ende des NS-Regimes verändern sollte. Rita Grabowski (Lebensdaten unbekannt), die unter dem Naziterror als so genannte „Halbjüdin“ verfolgt wurde, fand im Oktober 1944 den Weg zum Kurfürstendamm 177. Sie klopfte, wie so viele verfolgte Mitmenschen vor ihr, ebenfalls bei Else Blochwitz an. Sie war zuvor in tiefer Angst in den hauptstädtischen Untergrund geflohen, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr wiederholter Verweis auf ihre als „arisch“ kategorisierte Mutter ihre Deportation nicht (mehr) verhindern konnte. Rita Grabowski bat in ihrer Verzweiflung nun bei Else Blochwitz um Hilfe auf der Flucht - und die Retterin in der Not ließ sie bei sich wohnen, in den letzten Monaten des II. Weltkrieges, aber auch nach dem Jahr 1945.
Krankheit, Gedichte, Ehrungen - und eine fehlende Gedenktafel
Der Zusammenbruch folgte alsbald: Else Blochwitz berichtete in späterer Zeit, sie sei nach dem Ende des NS-Regimes „in einen Zustand der Lethargie und Apathie verfallen“. Sie erkrankte im Jahr 1950 schwer und schlug sich durch, fortan Jahr für Jahr von gesundheitlichen Problemen geplagt und zeitweise mit ihrer Kraft am Ende. Rita Grabowski, die bei ihr wohnen geblieben war, half ihr auf vielfache Weise und dabei auch materiell. Margarete Dietrich wohnte in dieser Zeit ebenfalls noch immer bei ihr - bis sie im Jahr 1958 schließlich heiratete.
Die Sehkraft ließ durch ein sich verschlimmerndes Augenleiden nach, was dazu führte, dass Else Blochwitz ihren in früherer Zeit ausgeübten handwerklichen Beruf als Repassiererin aufgeben musste. Die neuerliche, tiefe Wendung, die sie selbst ihrem Leben gab, wirkt noch heute erstaunlich: Else Blochwitz begann zu dichten. „Schriftstellerin“ lautete deshalb ihre neue, konsequente Berufsbezeichnung - und mit „Black E. Blochwitz“ unterzeichnete sie ihre poetischen Werke, in denen sich das Grauen der NS-Zeit in harter Sprache spiegelt. „Feinde / Lasst mir einen Tag / Nur einen Tag / Es mag nur eine Stunde sein - / Aber allein - - allein / Im engen Zellengrab, / Eh‘ ich in die ewige Weite / Meinen Atem hauche“, steht in den ersten Zeilen eines ihrer Gedichte, das auch die autobiographische Lesart nahelegt.
Details zu ihrem Lebensweg nach dem Ende des NS-Regimes sind insgesamt jedoch nur in geringer Zahl bekannt geworden. Die Aussage beispielsweise, dass sie schäme, Deutsche zu sein, ist für die späten 60er Jahre belegt - und damit für einen Zeitpunkt, an dem ihr bereits mehrere Ehrungen zuteil geworden waren. Else Blochwitz war im Jahr 1960 als „Unbesungene Heldin“ durch den Senat von West-Berlin und ihm Jahr 1965 als „Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem ausgezeichnet worden. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin verlieh ihr im Jahr 1978 zudem den Heinrich-Stahl-Preis, benannt nach Heinrich Stahl (geb. 1868, gest. 1942), ihrem einstigen Vorsitzenden, der im Herbst 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert worden war und dort umkam. Die Auszeichnung war in den 50er Jahren geschaffen worden, um mutige Menschen zu ehren, die sich in der NS-Zeit für Jüdinnen und Juden eingesetzt hatten - und verliehen worden war sie u. a. posthum an Raoul Wallenberg (* 1912, † 1952 (Todesdatum formell festgelegt)).
Kritik von ihrer Seite traf in der nach und nach sich entwickelnden deutschen Gedenkkultur insbesondere den militärischen Widerstand des 20. Juli 1944: Die Verschwörer des damaligen Aufstandes hätten, wie Else Blochwitz sagte, zu einem viel zu späten Zeitpunkt zu handeln begonnen. „Man muss sehr rasch und sehr derb handeln, denn jeder Tag kostete“, verdeutlichte die zivile Widerstandskämpferin, befragt nach dem Aufstand im Sommer 1944.
Die „Gerechten unter den Völkern“ sind in Deutschland in großer Zahl weithin unbekannt geblieben, so auch Else Blochwitz - und dies, obwohl sie bereits seit der Mitte der 20er Jahre und dann bis zum Ende gegen die Nazis gekämpft hatte.
Rita Grabowski, die zu ihr eine besonders feste Verbindung pflegte, fasste in einem ihrer Berichte über „Black“ das aufopferungsvolle Wirken der selbstlosen Widerstandskämpferin mit knappen Worten zusammen, dies aber auf sehr beeindruckende Weise und zudem voller Ehrfurcht: „Es ist schwer möglich, all diejenigen namhaft zu machen, denen Frau Blochwitz während der Verfolgungszeit beigestanden hat. Zum Teil waren auch nur die Vornamen der Schutzbefohlenen bekannt. [...] Frau B. hat, um ihren Schutzbefohlenen helfen zu können, jahrelang mitgehungert. In ihrem Kreis wurde alles geteilt, auch die Kartenrationen.“
Else Blochwitz starb im Jahr 1992 in greisem Lebensalter und als weithin unbekannte Frau. Der Kurfürstendamm erstrahlte zu diesem Zeitpunkt als sehr traditionsreicher Boulevard bereits einmal mehr in einem ganz neuen Glanz, bedingt durch die vielen Wendungen der hauptstädtischen Zeitgeschichte. Die Tatsache aber schmerzt, dass auf dem prachtvollen „Ku’damm“ an der Hausnummer 177 bis heute keine Gedenktafel an jene mutige Frau erinnert, die sich einst „Black“ genannt hatte und die hier, direkt im Stadtzentrum, gegenüber dem NS-Regime standhaft geblieben war, bis zuletzt und Auge in Auge mit der Gestapo.
Nicolas Basse M. A. - Berlin, im Januar 2023